Was wir unter Bildung verstehen

Wir arbeiten nach dem Situationsansatz, d.h. wir greifen Lebenssituationen der Kinder und ihrer Familien auf und machen den Alltag in der Kindertagesstätte zum Gegenstand von Lern - und Bildungsprozessen. Im Folgenden finden sie das Bildungskonzept der Viernheimer AWO - Kindertagesstätten.

Bildung in Kindergärten der Viernheimer AWO

Kindergärten sollen betreuen, bilden und erziehen. Dabei kommt dem gesetzlichen Auftrag zur Bildung in unseren Einrichtungen aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung eine wachsende Bedeutung zu.
Im Vordergrund vieler Bildungsbemühungen steht der Übergang vom Kindergarten in die Schule und damit die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die einen guten Start in die Schule gewährleisten sollen. Bildung, nach dem Verständnis der Arbeiterwohlfahrt Viernheim (AWO), geht über diese Bemühungen weit hinaus.

Was verstehen wir unter Bildung ?

Jedes Kind ist von Geburt an mit einer natürlichen Neugier, Wissensdurst und Entdeckungsfreude ausgestattet und strebt danach, sich seine Welt anzueignen. Spielend, forschend und entdeckend erwerben Kinder, für ihr weiteres Leben grundlegende, Fähigkeiten und Fertigkeiten, zum Beispiel : „Eigeninitiative, Kreativität, Lern- und Leistungsbereitschaft, soziale Urteils- und Handlungsfähigkeiten, Teamgeist und die Fähigkeit Konflikte zu lösen – Fähigkeiten, die ihnen ein Leben lang helfen, sich mit neuen Inhalten auseinander zu setzen, Wissen zu erwerben, und gemeinsam mit anderen, neue Ideen und Lösungen für heute und morgen zu entwickeln.“
Dazu gehört auch, dass die ErzieherInnen die Kinder bewusst dazu auffordern, materielle und soziale Bildungsangebote in den Kindergärten zu nutzen.

Unsere Bildungsziele

Unsere pädagogischen Ziele sind Unabhängigkeit, Verbundenheit, Zusammengehörigkeitsgefühl und Urteilsfähigkeit. Es geht uns also darum, dass Kinder mit ihrer Person, mit der Gemeinschaft und den Anforderungen der Welt gut zurecht kommen. Selbständigkeit im Alltag bildet für die Kinder die Grundlage ihrer Auseinandersetzung mit der Welt.
Unser Leitsatz zu Bildung lautet: „Wir ermuntern die Kinder, sich selbst, die anderen und die Welt zu entdecken.“ Daher gestalten die Erzieherinnen und Erzieher in den Kindergärten der AWO Viernheim gezielt pädagogische Rahmenbedingungen, die es Kindern ermöglichen:

  • handelnd zu lernen, aktiv Menschen, Dinge , Umwelt zu erforschen
  • sich zu bewegen und beweglich zu sein , mit allen Sinnen wahrzunehmen
  • soziale Beziehungen selbst zu gestalten und ausbauen zu können , andere anzuerkennen und zu achten
  • Freunde zu finden und mit ihnen gemeinsam die Welt zu deuten
  • Sprache zu erwerben , mit anderen zu kommunizieren
  • Wissen zu sammeln , Kenntnisse zu gewinnen, Fertigkeiten zu üben und Zusammenhänge zu verstehen
  • Herausforderungen anzunehmen, spielend die eigenen Fähigkeiten zu erweitern und das eigene Urteilsvermögen auszubauen, sich zu beteiligen und mitzubestimmen
  • Unterschiedliche Lösungen zu suchen, ein Verständnis für Werte, Normen, Moral und Gerechtigkeit zu entwickeln, Regeln auszuhandeln und einzuhalten
  • seinen Platz in einer sozialen Gemeinschaft zu finden

Bildungsbereiche

Im Rahmen der Förderung unserer Kinder versuchen wir, ihnen gezielt Erfahrungen in unterschiedlichen Bildungsbereichen zu ermöglichen . Hierzu zählen vor allem:


  • Sprache und Kommunikation
  • Soziales und kulturelles Leben
  • Umwelt und Naturkunde
  • Körper und Bewegung
  • Musik und bildnerisches Gestalten
  • Mathematische und naturwissenschaftliche Grunderfahrungen

Unser Verständnis von Bildung ist eng mit dem Situationsansatz verknüpft. Es geht uns daher nicht um ein isoliertes Training in diesen Bildungsbereichen, vielmehr versuchen wir, ausgehend von der Lebenswelt der Kinder und ihrer Familien, Situationen aufzugreifen mit denen sich die Kinder aktuell auseinandersetzen oder tragen Themen an die Kinder heran, die für ihr Hineinwachsen in die Gesellschaft unerlässlich sind.
Auf dieser Grundlage werden gezielt und planvoll Bildungs- und Selbstbildungsprozesse der Kinder in diesen Bildungsbereichen angeregt und eingeleitet.
In den Kindergärten der AWO bietet jeder Tag eine Vielzahl von Bildungsthemen. Kinder setzen sich nicht nur mit , für sie bedeutsamen, Situationen auseinander, sondern üben das friedliche Miteinander von Mädchen und Jungen, von Kindern mit und ohne Behinderung und Menschen unterschiedlicher Kulturen.
Für Kinder in AWO- Kindergärten ist Verschiedenheit in Sprache, Verhalten, Aussehen selbstverständlich. Kinder in AWO- Einrichtungen beteiligen sich, übernehmen Verantwortung, gestalten mit und sind solidarisch.

Bildungsformen

Die natürliche Neugier und Entdeckungsfreude der Kinder nutzend, gestalten wir deren Bildung ganzheitlich, das heißt sie beruht auf Erkenntnis, Gefühlen, Beziehungen zu anderen und aus eigenem Tun. Für diese Gestaltung gibt es im Situationsansatz vielfältige Bildungsformen:

  • Freispiel : Die Kinder forschen interessengeleitet in sozialer Form gemeinsam mit anderen Kindern an Alltagsgegenständen. Sie sind dabei zum großen Teil unbegleitet von Erzieherinnen. Es gibt viel Raum für die Eigenaktivität und eigene Lösungswege der Kinder. Beispiel: Mitgebrachtes Holz untersuchen, Regeln für das eigene Spiel mit anderen aushandeln und einhalten,etc...
  • Bedarfsgerechte Angebotsphasen : Wenn im Freispiel deutlich wird, dass einzelne Kinder oder auch Teilgruppen Hilfestellungen brauchen, werden bedarfsgerechte Angebote (ohne Thema) eingeblendet, die in Freiwilligkeit von den Kindern wahrgenommen werden. Beispiel: Grundkurs Handwerken.
  • Themenbezogene didaktische Einheiten : Zu einem Gruppenthema entwickelt eine Erzieherin eine didaktische Einheit aus der Themensammlung der Kinder. Die didaktische Einheit wird mit der Gruppe durchgeführt. Beispiel: Der Weg vom Korn zum Brot.
  • Arbeitsgemeinschaften und Kleingruppen : Nach Interesse und Entwicklungsstand wird die Kindergruppe gegliedert, um intensives Arbeiten an einem Thema oder Gegenstandsbereich zu ermöglichen. Beispiel: Sprachfördergruppe.
  • Projektarbeit : Eine Teilgruppe möchte, einer gemeinsamen Idee folgend, etwas ganz Besonderes nach ihren eigenen Vorstellungen verwirklichen. Für Projektarbeit wesentlich ist die Selbstbestimmung der Kinder. Beispiel: Eine Gruppe von Seifenkisten-Baumeistern.
  • Workshops : Zu einem Gegenstandsbereich findet an einem bestimmten Ort oder zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Angebot statt, das die Kinder mit Vorkenntnissen in Freiwilligkeit annehmen. Beispiel: Atelier oder Holzwerkstatt.

Wie erreichen wir unsere Bildungsziele ?

Wir fördern und ermuntern die Kinder, alltägliche Aufgaben aus eigener Kraft zu bewältigen , und stellen den erforderlichen Raum und die Zeit für Übung und Experimente zur Verfügung.
Kinder setzen sich hauptsächlich spielend mit ihrer Welt auseinander und so erwerben sie auch grundlegende Fähigkeiten.
Kinder brauchen daher „ Spielräume, Anregungen, Interesse und Aufmerksamkeit sowie einfühlsame Begleitung im spielerischen Alltag, um sich zu bilden, denn beim Spielen können die Kinder wichtige Lebenserfahrungen sammeln und gleichzeitig verarbeiten.“
Die Kindergärten der AWO sind ideale Orte für diese beschriebenen Bildungsabläufe, denn Kinder brauchen nicht nur Erwachsene / ErzieherInnen als wertschätzende und anerkennende Partner, als sichere Basis für ihr Handeln, als Rückversicherung in schwierigen Situationen und als Personen, die neue Möglichkeiten eröffnen können.
Kinder brauchen für ihre Bildung eben auch Kinder ! Vieles können Kinder nur mit anderen Kindern ausprobieren und aushandeln, um schließlich auf gleicher Basis zu gemeinsamen Ergebnissen, gemeinsamen Weltdeutungen zu kommen. Sich streiten, sich vertragen, Regeln aufstellen und sie wieder verändern, miteinander kooperieren, das geht am Besten mit Gleichen. Ganz besonders wichtig sind Freunde. Mit ihnen macht Lernen und Forschen besonders viel Spaß, denn im Umgang mit anderen Kindern entwickeln Kinder ihr eigenes Wesen.