Noch vor einigen Jahren wurden behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder ausschließlich in Sondereinrichtungen, oft weit entfernt vom eigentlichen Wohngebiet, betreut. Dies hat sich in den letzten Jahren verändert. Es ist pädagogisch nicht sinnvoll, Behinderte Kinder gesondert zu betreuen, vielmehr sollte dieser Ausgrenzung entgegengewirkt werden. Dadurch bieten sich behinderten und nicht behinderten Kindern die gleichen Möglichkeiten von Lern- und Lebenserfahrungen und ein Abdrängen in Randgruppen wird verhindert.
Die Kinder müssen ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen, sondern besuchen wohnortnah eine Kindertagesstätteneinrichtung. Die Umgebung, andere Kinder, andere Eltern sind ihnen bereits vertraut, was ein eingewöhnen und weiterentwickeln fördert. Kontakte, die innerhalb der Einrichtung entstehen, können außerhalb des Kindergartens problemloser gefestigt werden. Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren mit behinderten Kindern und können auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken.

Unsere Einrichtung wird zur Zeit von neun behinderten bzw. von Behinderung bedrohten Kindern besucht. Dies wird durch sogenannte Einzelintegrationsmaßnahmen ermöglicht. Liegt bei einem Kind eine vom Arzt diagnostizierte Behinderung oder die Gefahr einer solchen vor, kann eine Einzelintegrationsmaßnahme beantragt werden. Diese Maßnahme bedeutet für das Kind, das es Anspruch auf einen erhöhten Betreuungsbedarf in unserer Einrichtung hat. Das heißt, daß die Gesamtkinderzahl reduziert und der Personalschlüssel erhöht wird.
Integration ist in diesem Zusammenhang jedoch eigentlich der falsche Ausdruck, denn wer integriert werden muß, muß vorher ausgegrenzt gewesen sein. Genau dieser Ausgrenzung wirken wir entgegen. Indem wir offen und ungehemmt mit Behinderung umgehen und dieses auch allen anderen Kindern vermitteln.
Der Kindertagesstättenalltag bietet Angebote und Aktivitäten, an denen alle Kinder gleichermaßen teilnehmen können. Die Räumlichkeiten werden von allen gemeinsam genutzt. Die/der Erzieher/in unterstützt je nach Bedarf oder gibt neue Impulse in das Spiel ein. Nichtbehinderte Kinder machen Erfahrungen mit unterschiedlichen Behinderungen und lernen ebenso wie das behinderte Kind selbst mit ihr umzugehen. Entstehende Fragen werden entweder direkt oder intensiv in Projektform aufgegriffen. Einige Behinderungen erfordern ein höheres Maß an Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft als andere. Hierfür entsteht bei den Kindern im täglichen Miteinander ein sensibles Gespür. Durch das gemeinsame Spiel wächst das Zutrauen behinderter Kinder in ihre Fähigkeiten. Sie probieren sich ebenso aus wie alle anderen Kinder auch.

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, soziale Kontakte von behinderten und nicht behinderten Kindern zu fördern, Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zu wecken und das behinderte Kind je nach Art der Behinderung intensiv zu begleiten. Wir wollen ein „normales“ Aufwachsen gewährleisten und durch einen natürlichen Umgang miteinander Ausgrenzung verhindern.
Auch Eltern von behinderten Kindern sehen sich oft mit Reaktionen ihrer Außenwelt konfrontiert, die belastend sein können. Durch unsere Elternarbeit schaffen wir Möglichkeiten zum Austausch, zur Kontaktaufnahme und können auch hier Ausgrenzung und Abkapseln von der Außenwelt vermeiden. Wir bieten den Eltern Hilfestellung bei der Suche und Kontaktaufnahme mit Institutionen, falls eine gesonderte Therapieform erforderlich ist. Dafür arbeiten wir eng mit der Frühförderstelle in Lampertheim zusammen. Außerdem kommen sowohl eine Logopädin als auch zwei Ergotherapeuten einmal in der Woche in unsere Einrichtung. Kinder, deren Eltern nicht die Möglichkeit haben, mit ihnen entsprechende therapeutische Praxen aufzusuchen, können ihre Therapiemaßnahme bei uns durchführen.
Die Erzieher/innen unserer Einrichtung führen zwar auf Grund ihrer Ausbildung keine therapeutischen Behandlungen durch, nehmen jedoch Anregungen der Therapeuten entgegen und setzen diese im Rahmen unserer Möglichkeiten um.
Jährlich finden Fortbildungen zum Thema Einzelintegration statt, an denen entweder das gesamte Team oder einzelne Mitarbeiter/innen teilnehmen.